Giovenale Panero

1919–2001

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Als junger Mann geht Giovenale leidenschaftlich gern Jagen. Immer mit dabei: Hund Franck, Ende 1930er Jahre
© Maurizio Panero

Giovenale Panero wird 1919 in der italienischen Kleinstadt Bra in der norditalienischen Provinz Piemont geboren. Er hat einen Bruder Giuseppe. Nach der Schulausbildung findet er 1936 Anstellung als Buchhalter bei dem bekannten Getränkehersteller Cinzano. 1939 wird er zum Militär eingezogen, ist zunächst in Libyen, dann in Piemont stationiert. Nach dem Waffenstillstand mit den Alliierten gerät er zunächst nicht in Gefangenschaft, sondern kehrt nach Hause zurück und verrichtet Feldarbeiten.

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Giovenale Panero in der Schreibstube des Militärflughafens Mellaha in Libyen, 1940
© Maurizio Panero

Im August 1944 wird er in seinem Heimatort festgenommen und nach Deutschland deportiert. Wie bei vielen dieser Razzien auf italienische Zivilisten bleiben die Gründe auch in diesem Fall unklar. Bemühungen der Familie, ihn zurückzuholen, gehen fehl. Giovenale Panero kommt wenige Tage später nach Nürnberg, wo er fortan als ziviler Zwangsarbeiter bei der M.A.N. arbeiten muss. Er lebt in dem Firmenlager der Fabrik, das sich auf dem Reichsparteitagsgelände befindet: im ehemaligen Lager der SS-Teilnehmer bei den Reichsparteitagen.

Lettera Sig Giazzi
Wenige Tage nach der Festnahme setzt die Familie Panero einen Brief auf, mit dem sie einen Herr Giazzi – vermutlich in der Verwaltung von Cuneo oder als Lokalpolitiker tätig – um Unterstützung für die Freilassung ihres Sohnes bittet, 13.8.1944. Dieser sei am 11. August morgens während einer Razzia von den italienischen Streitkräften in dieser Gegend festgenommen, an deutsche Truppen übergeben und nach Cuneo transportiert worden.
© Maurizio Panero
Anmeldung 1
Die ausländischen Arbeitskräfte werden bei Ihrer Ankunft polizeilich registriert. Die „Anmeldung“ umfasst auch den Arbeitgeber und den Ort der Unterbringung: Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (M.A.N.) und „Reichsparteitagsgelände f. SS-Baracke“.
© Maurizio Panero
Postkarten 1 3 Zusammen
Postkarte an seinen Bruder Giuseppe Panero, 3.9.1944. Mit der Adresse „Altenfurth über Feucht/Bayern“ ist der Standort des ehemaligen SS-Lagers auf dem Reichsparteitagsgelände beschrieben, das die Firma M.A.N. seit 1943 zur Unterbringung von zivilen Zwangsarbeitern angemietet hat.
© Maurizio Panero
C32 Beide
In dem Firmenlager der M.A.N. sind rund 1000 zivile Zwangsarbeiter, vor allem aus Frankreich und Italien, untergebracht. Das Lager ist unbewacht und in einem sehr provisorischen Zustand. Hiervon zeugen häufige Vorfälle, bei denen Lagerinsassen Bretter von Aborten und Baracken zum Heizen und Kochen verwenden.
© Stadtarchiv Nürnberg, C 32/1193-1/2

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Zugticket von Linz nach Salzburg, ausgestellt am 12. April 1945. Kurz vor Kriegsende flieht Giovenale Panero mit einigen Kameraden und schlägt sich auf eigene Faust nach Italien durch.
© Maurizio Panero

Im April 1945 kehrt Giovenale Panero nach Italien zurück und arbeitet wieder als Buchhalter bei Cinzano. 1961 heiratet er Olga Schellino und bekommt mit ihr einen Sohn, Maurizio. Bis zu seinem Tod 2001 redet er wenig über seine Zeit als Zwangsarbeiter im Deutschen Reich.

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Der erste Geburtstag von Sohn Maurizio Panero, 1966
© Maurizio Panero
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Giovenale Panero (rechts) an seinem 80. Geburtstag mit Sohn und Bruder, 7. September 1999
© Maurizio Panero

Weitere Biografien